Überblick: WiBe Fachkonzept 5.0

Den vollständigen Text der WiBe 5.0 finden Sie hier.
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Dr. Peter Röthig | WiBe-TEAM

Wirtschaftlichkeitsberechnungen mit dem WiBe®-Konzept

Investitionen in die Informations- und Kommunikationstechnik sollen die Wirt­schaft­lich­keit fördern. Die Einlösung dieser Forderung ist vorab nicht immer ein­fach zu belegen. Planung und Genehmigung von IT-Projekten er­for­dern eine belastbare Dar­legung künftiger Kosten und Nutzen – nicht nur eine Prüfung auf technische Machbarkeit. Ein Teil der wirt­schaft­lichen Effekte (insbesondere des monetären Nutzens) lässt sich allerdings häufig nur schwer un­mittelbar in Euro messen. 

Wirt­schaft­lich­keits­betrach­tungen müssen über die mone­tären Wirkungen hinaus weitere qualitative Aspekte be­rück­sichtigen, um zu einer fundier­ten Aus­­sage zu gelangen. Hier hat sich das WiBe-Konzept seit Jahrzehnten als anerkanntes Verfahren bewährt.

Was heißt Wirtschaftlich­keit, wie kann man sie er­mitteln?

Das Wirtschaftlichkeitsprinzip fordert, bei allen Maß­nahmen das günstigste Ver­hält­nis zwischen dem verfolgten Zweck und den einzu­setzenden Mitteln anzustre­ben: der Nutzen eines (IT‑) Projektes und die dadurch ausge­lösten Kosten (Res­sour­cen­ver­brauch) sollen in „möglichst gün­sti­ger Relation“ zueinander stehen. Instrument dafür ist die Wirtschaftlich­keits­betrachtung („WiBe“), die sich auf ein­zelne Projekte bzw. Beschaffungsmaßnah­men be­zieht und die sich so von der periodenbezogenen Kosten-Leistungsrechnung abgrenzt.

WiBe Konzept

Welche Kosten und welcher Nutzen ergeben sich aus einem bestimmten Pro­jekt in den kommen­den Jahren? Wel­che quali­ta­ti­ven Wirkungen sind damit verbunden? Warum ist es wirtschaftlich sinn­voll, das betreffende Projekt durch­zuführen?

Die WiBe liefert Aus­sagen zur Wirt­schaft­lichkeit ge­plan­ter Maß­nah­men. Weil die Wirtschaftlich­­keits­­betrach­tung im­mer auch mit zukunfts­bezogenen An­nah­men arbeitet, muss ihre Vor­gehens­­weise verbind­lich ge­regelt sein – Wirtschaft­lich­keits­­betrach­tungen bedürfen eines einheit­­lichen Konzepts.

  • Monetäre Bewertungen machen den Kern jeder WiBe aus. Für Projekte ist die Kapitalwert­metho­de das ge­eignete Ver­fahren. Dabei werden ver­ein­facht alle künftigen Aus- und Ein­zah­lun­gen einer Lösung auf den Start­zeit­punkt des Projektes ab­ge­zinst. Ergebnis ist der Kapitalwert – ist er positiv, ist das Projekt monetär wirtschaftlich.
  • Nicht-monetäre, qualitative Bewertun­gen ergänzen die WiBe, indem sie Wir­kungen der Lösung beschreiben, die sich nicht in Euro messen lassen. Üb­licherweise verwendet man dazu die Nutz­wertanalyse. Vereinfacht werden alle quali­tati­ven Wirkungen nach ihrer Bedeutung gewichtet und mit Punk­ten bewertet. Ergebnis ist ein Nutz­wert – je höher, desto besser ist die Lösung qua­li­tativ einzu­schätzen.

Was macht die Wirtschaft­lich­keit einer IT-Lösung aus?

Die Wirtschaftlichkeit einer IT-Lösung im erweiterten Sinne ergibt sich aus verschie­denen Wirkungen:

  • den monetär quantifizierbaren Kosten- und Nutzen,
  • der qualitativ-strategischen Be­deu­­tung der neuen Lösung sowie ggf.
  • aus externen Effekten, die die Lösung außer­halb der projekt­durchführenden Insti­tu­tion bewirkt.

Dieses Kon­zept für die Wirt­schaft­­lich­keitsberechnung wurde von Dr. Peter Röthig (WiBe-TEAM) bereits 1992 ent­wickelt und vom Bun­des­ministerium des Innern der Öffent­lichen Verwaltung zur Anwendung em­pfohlen. Mit seinen Aktu­a­li­sie­run­gen (1997, 2001, 2004, 2007, 2015) gilt es mittlerweile auch international als umfassender und un­ab­hän­gi­ger Stan­dard­ für die Wirt­schaft­lich­­keits­be­trach­tun­g.

Welche WiBe Kennzahlen sind von Bedeutung?

Monetäre Wirtschaftlichkeit

Von zentraler Bedeutung sind alle mone­tär quantifizierbaren Kosten- und Nutzengrös­sen der IT-Lösung:

  • Entwicklungskosten, also vor allem Kosten für Hard­- und Soft­ware, Instal­lation und Sy­stem­­ein­füh­rung.
  • Betriebskosten und Betriebsnutzen, also Sach- und Personal­kosten sowie Wartung/ System­pflege der neuen Lö­sung. Den Kosten sind die Einsparungen gegen­über zu stellen, die sich aus der Ab­lösung eines Alt­systems ergeben.

Die ermittelten (bzw. geschätz­ten) Beträge sind mit der Kapitalwert­methode abzu­zin­sen. Monetäres Ergebnis der WiBe ist der Kapi­tal­wert des Projektes: ist er posi­tiv, ist das Projekt wirt­schaftlich.

 

Daneben gibt es weitere, nicht mone­täre Be­­wer­tun­gen und Kenn­ziffern, die zur Be­gut­ach­tung der Wirt­schaftlichkeit die­nen. Es handelt sich um qualitative As­pekte des Pro­jektes, die in einer Nutz­wert­analyse dargestellt werden:

Qualitativ-strategische Bedeutung

Die qualitativ-strategische Bedeu­tung der neuen Lösung ist ein zentrales Kriterium: wie passt sich bei­spielsweise die Lösung in den IT-Aus­bau insgesamt ein, wie hoch ist der Qua­li­täts­zu­wachs bei der Er­le­di­gung von Fach­auf­gaben? Diese und zahl­reiche weitere Kri­terien sind zu bewerten.

Externe Wirkungen der Lösung

Die Lösung kann in er­heb­lichem Umfang Aus­wirkungen auf andere haben. Die sog. „ex­ter­nen Effekte“ sind – falls sie nicht nur rudi­men­tär das Projekt prägen – in die Be­wertung ein­zubringen: wie steht es bei­spiels­weise mit der Benut­zer­freundlichkeit aus Kundensicht, gibt es einen un­mittel­baren wirt­schaft­lichen Nutzen für die Kunden?

Welche Empfehlungen folgen aus WiBe-Kennzahlen?

Aus den WiBe Kennzahlen er­geben sich Entscheidungs­regeln für das einzelne Pro­jekt, beispielsweise: bei positivem Kapi­tal­wert ist die Maßnahme grundsätzlich wirt­­schaftlich und sollte durchgeführt wer­den; bei negativem Kapi­tal­wert kann das Pro­jekt durchgeführt wer­den, sofern der Qualitäts­wert (und ggf. die Ex­ternen Effekte) die Schwel­le von 50 Punkten­ über­steigt und die Relation von negativem Kapitalwert zu den aufzuwendenden Haushaltsmitteln vertretbar erscheint.

WiBe-Konzept: flexibel konfigurierbar … 

Das WiBe®-Konzept und die (webbasierte) WiBe Anwendung lassen sich flexibel auf die Be­lange einzelner Institutionen und bestimm­ter Pro­jektarten einstellen. So ist es bei­spiels­weise möglich, den ‘gene­rel­len Be­wertungskatalog’ durch pro­jekt­spe­­­zi­fi­sche Kriterienkataloge zu ergänzen: der An­wen­der kann so auf ein­fache Weise eine fun­dierte Wirt­schaft­lich­keits­be­rech­nung für einen be­stimmten Projekttyp er­stel­len mit der Gewissheit, alle As­pek­te syste­matisch zu be­rück­sich­tigen. Die WiBe Anwendung kann als Intra­net­lösung implementiert oder als Soft­ware as a Service (SaaS) über die WiBe Web­site bezogen werden.

Überblick: WiBe Fachkonzept 5.0 11. September 2014