München versucht es nochmal mit Open Source

 | Autor: Susanne Ehneß

Die Stadt München gibt das Thema Open Source nicht auf. Nach dem „Limux“-Debakel drängt der neue rot-grüne Stadtrat auf erneutes Engagement für quelloffene Lösungen. 

Ein kurzer Blick zurück: Am 28. Mai 2003 beschloss der Münchener Stadtrat, beim Großteil der städtischen PC-Arbeitsplätze vom bisher eingesetzten Microsoft-Betriebssystem Windows auf Open-Source-Software umzusteigen – nicht nur, um Kosten zu senken, sondern auch, um unabhängiger von Herstellern und Produktzyklen zu werden. Im Dezember 2013 schloss die Münchener Stadtverwaltung die Migration auf Linux ab – ganze zehn Jahre nach dem Projektstart. Rund 15.000 PC-Arbeitsplätze arbeiteten damals im Regelbetrieb mit quelloffener Software. Vier Jahre später dann die Kehrtwende: Im November 2017 beschloss der Stadtrat, das „Limux“ genannte Projekt zu beenden. Die städtische IT sollte bis Ende 2022 neu organisiert und flächendeckend auf Windows-10-Clients umgerüstet werden.

Erneute Kehrtwende

Nun haben wir das Jahr 2020, und München macht erneut eine Kehrtwende. Der neue Stadtrat bewegt sich wieder Richtung Open Source – die Förderung von Open-Source-Anwendungen ist das Ziel eines vierteiligen Antragspakets der Stadtratsfraktionen Die Grünen – Rosa Liste und SPD/Volt.

Im Antrag wird unter anderem gefordert, dass neue Software für die Stadtverwaltung künftig „möglichst als Open-Source-Produkt“ entwickelt werden soll. Das IT-Referat wird aufgefordert, dem Stadtrat fünf Projekte vorzuschlagen, die kurzfristig als Open-Source-Projekt realisiert werden können. In der zweiten Stufe soll ab dem vierten Quartal 2021 neue Individualsoftware grundsätzlich auf Open-Source-Basis entwickelt werden. Der Quellcode werde dann veröffentlicht, und nach festzulegenden Regeln seien auch externe Beiträge möglich. Das IT-Referat soll außerdem Schulungen in der Entwicklung von Open-Source-Software anbieten.

Die weiteren Anträge beinhalten laut Stadtrat Folgendes:

  • Die Einrichtung eines IT-Dashboards, an dem sich ablesen lässt, welche Software bei der Landeshauptstadt München und ihren Eigenbetrieben eingesetzt wird. Dadurch soll deutlich werden, in welchen Bereichen und in welchem Umfang Open-Source-Software eingesetzt wird und wo dies perspektivisch geplant ist.
  • Die Schaffung eines Open-Source-Hub, in dem Beschäftigte der Stadt und engagierte Externe unbürokratisch und unkonventionell miteinander an Open-Source-Lösungen für die Landeshauptstadt arbeiten können.
  • Die Einführung eines „Munich Open Source Sabbaticals“, um das sich qualifizierte Programmierer bewerben können, die für eine bestimmte Zeit an Projekten arbeiten. Das Sabbatical soll in attraktiver Höhe kompensiert und international ausgeschrieben werden.

„Mit diesem Antragspaket kommen wir dem Ziel, bei der Stadt Schritt für Schritt Open-Source-Anwendungen einzuführen, ein gutes Stück näher“, freut sich Stadträtin Judith Greif (Die Grünen). „Open Source vermeidet Kosten, die durch die monopolartige Stellung mancher Software-Anbieter entstehen, und macht gleichzeitig das Know-how eines großen Potentials von versierten Programmierern und Programmiererinnen für die Stadt nutzbar. Ausdrücklich wollen wir die Open Source-Community ermutigen, an den Software-Projekten der Landeshauptstadt München mitzuwirken.“

Auch Stadtrat Lars Mentrup (SPD) zeigt sich überzeugt: „Wir streben digitale Souveränität an. Mit unserem Antragspaket machen wir einen großen Schritt Richtung freier Software in unserer Stadt. Wir befreien uns in Teilen davon, von einzelnen Anbietern abhängig zu sein. Dafür schaffen wir eine feste Einheit in der Stadt – den Open Source Hub. Mit unserem einzigartigen Munich Open Source Sabbatical ermöglichen wir Programmiererinnen und Programmierern sich ganz einem Open Source Projekt zu widmen, das der Stadt und dem Allgemeinwohl dient.“

(Originalbeitrag: https://www.egovernment-computing.de/muenchen-versucht-es-nochmal-mit-open-source-a-974326/?cmp=nl-188&uuid=A7C43CAB-715A-49D1-86AD-8CC290A84321)

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